In Deutschland existiert eine phantastische Lebenslüge, die den irrigen Glauben an eine unabhängige Justiz und eine korrekt arbeitende Exekutive bei Weitem übertrifft. Es ist die aberwitzige Vorstellung, die Kunst sei frei. Kaum ein Künstler versäumt, auf sein vorgebliches Freiheitsrecht hinzuweisen und kaum ein Künstler gesteht sich ein, dass er komplett falsch liegt. Falls er das doch zugäbe, könnte ihm das Lebensgefühl mancher Pfaffität tröstende Parallelen bieten. Weltweit unumstritten ist, dass Deutschland einen Kultursektor, umfassend Museen, Bildungs-, Musik- und Schauspielstätten hat, der seinesgleichen sucht. Es dürfte kaum einen größeren Staat geben, der mehr Geld pro Kopf der Bevölkerung für die genannten „edlen Zwecke“ ausgibt. Warum das in Anführungszeichen steht? Ganz einfach: Die Kunst in Deutschland ist nicht nur unfrei, sie dient auch ganz anderen Zwecken als die Herren von Goethe, van Beethoven und Schinkel ausgegeben haben.
Brutal: Kaum ein Künstler kann ohne Staatsknete leben
Welche „Zwecke“ das sind, ergibt sich – wie immer – aus der Finanzierung. Stellen wir uns vor, die öffentlichen und die aus Steuergeldern zweckentfremdeten Mittel von Organisationen und Kirchen würden markiert und ihr Fluss wie mit einem Kontrastmittel sichtbar gemacht. Anschließend würde man einen generellen Stop dieser Gelder für sämtliche Kunstschaffenden etablieren. Ergebnis: Hunderttausende ständen ohne Auskommen auf der Straße. Vielleicht ein Zehntel der Künstler wäre in der Lage, sich auf dem freien Markt von Angebot und Nachfrage über Wasser zu halten. Hier gäbe es einen schmalen Saum Topverdiener und ein breites Terrain Strampelnder.
Wer bezahlt, befiehlt und der Empfänger kuscht
Es ist ersichtlich, dass Geldströme die Künstler herauf- und herunterregulieren können, ganz nach Gusto. In öffentlichen Kulturausschüssen und anderen Zuteilungsgremien von Geldern für die Kunst kommen regelmäßig ungezählte Anträge auf Förderung auf den Tisch und werden beschieden. Schon vor Antragstellung weiß jeder Bittsteller, was er zu schreiben, zu tun und wegzulassen hat, um das Gremium günstig zu stimmen. Folglich wird ein Theaterdirektor weniger auf Lessings Nathan, als auf ein Spektakel gegen die AfD setzen. Musiker sind gut beraten, einen auf Igor Levit zu machen und neben Bach- und Brahmsdarbietungen auf die AfD zu schimpfen. Und so weiter und so fort.
J.S. Bach: „Die Elenden sollen essen“. Claudia Roth: Die Elenden sollen agitieren
Die Politik und ihre Pendants in Kirchen und Organisationen haben die Kunstszene komplett in der Hand. Wer sich fragt, warum Künstler bei fast jeder Wortmeldung zunächst den Geßlerhut der Linksfaschisten grüßen und „gegen rechts“ Stellung beziehen, hat die Antwort. Sie agitieren zur Sicherung ihrer Existenz, manchmal ohne es zu realisieren. Johann Sebastian Bach (für Grüne etc.: Ein Komponist, kein Gewässer) schrieb die Kantate „Die Elenden sollen essen“. Bevor der aufführende Kantor des Werkes den Dirigentenstab heben kann, könnte er auf den Zuschusstopf geblickt und durch eine Vorab-Agitation „gegen rechts“ seine Darbietung finanziell erst ermöglicht haben. Sein Schicksal teilt die gesamte deutsche Kunstwelt und jubelt den Regierenden auf Wunsch in Sammelaufrufen zu.
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8 Antworten zu „Die Kunst, das Elend und kein Ende“