USA: „Unser seliger Adolf“?

Zalando, der Modeladen, schießt wieder über das Ziel hinaus und macht sich weltweit zum Gespött. Neuester Streich? Ein Boykott gegen T-Shirts mit dem Aufdruck „USA“, weil – haltet euch fest – „USA“ könnte ja auch „Unser seliger Adolf“ bedeuten. Ja, richtig gelesen. Nicht „United States of America“, sondern ein versteckter Liebesbrief an den Führer. Bei dieser Logik bleibt nur eine Frage: Wer braucht schon Verschwörungstheorien, wenn die Modeindustrie selbst solche Perlen liefert?

Nun, bevor wir alle in hysterisches Lachen ausbrechen, lasst uns einen Moment innehalten und diese absurde Wendung der Ereignisse betrachten. Zalando, einst ein harmloser Online-Versand für Schuhe und Kleidung, mutiert plötzlich zum selbsternannten Hüter der politischen Korrektheit und beschließt, den Kampf gegen versteckte Nazi-Codes aufzunehmen. 

T-SHIRTS mit USA-Aufdruck verboten?

Doch bevor wir alle unsere Kleiderschränke durchforsten, um sicherzugehen, dass unsere Mode keine unbeabsichtigten Botschaften sendet, sollten wir vielleicht einen Schritt zurücktreten und feststellen, dass diese eine dumme Überreaktion ist. Denn wenn „USA“ zu „Unser seliger Adolf“ wird, was kommt als Nächstes? Deutet „Adidas“ auf „Adolf dient immer dem Arier-Staat“ hin?

Natürlich ist die Verwendung von NS-Symbolen und -Codes aus gutem Grund verboten. Aber müssen wir deshalb gleich die Logik über Bord werfen? Denn, seien wir ehrlich, die Nazis haben auch mit Messer und Gabel gegessen. Sollen wir jetzt alle zum geschichtlich unbelasteten Löffel greifen?

Die normalen Menschen in Deutschland – und wohl auch in weiten Teilen der Welt – schütteln vermutlich nur den Kopf über solche Kapriolen. Es ist eine kleine Minderheit, die in jedem Schatten einen Nazi sieht. Die überwiegende Mehrheit liebt ihre USA-T-Shirts in allen Designs, sei es mit der Flagge, dem Adler oder einfach nur dem schlichten Schriftzug, der eine Affinität zu einem Land ausdrückt, das für so vieles steht – und sicher nicht für „Unser seliger Adolf“.

Hugo Boss, der Schneider der Schreckensherrschaft, kleidete einst die Wehrmacht ein. Heute tragen wir seine Anzüge. Opel, zu 100 % unter dem Dach von General Motors, produzierte Fahrzeuge für die Nazis. Und die Dassler-Brüder, später Gründer von Adidas und Puma, fertigten den „Panzerschreck“. Heute joggen wir in ihren Schuhen. Sollen also Opel-Autos, Boss-Anzüge und diese Sportschuhe boykottiert werden? Oder erkennen wir an, dass Marken sich wandeln und aus der Geschichte lernen können?

„Je länger die NS-Zeit zurückliegt, desto mutiger werden die Widerstandskämpfer“ – und desto selektiver unser Gedächtnis. 

Quelle: bild.de/regional

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