Bis heute hat der Bundestagsabgeordnete Petr Bystron Zeit, sich gegenüber der Bundesspitze der AfD zu erklären – schriftlich. Dasselbe gilt laut verschiedenen Presseberichten auch für Maximilian Krah. Die Vorwürfe wiegen schwer, sind aber noch lange nicht bewiesen. Es wird die übliche Veröffentlichungstaktik praktiziert.
Der tschechische Geheimdienst hat Informationen über die Webseite „voiceofeurope.com“ gesammelt. Sie soll von dem russischen „Oligarchen“ Wiktor Medwedtschuk für Propaganda benutzt worden sein. Er habe Summen in 6-stelliger Höhe in bar und in Kryptowährungen dafür verwandt. Mit dem Geld wurde angeblich die Seite mit Sitz in Tschechien finanziert und mehrere rechtskonservative Politiker verschiedener EU-Länder für Propaganda bezahlt, darunter Krah und Bystron, die auf den Listenplätzen 1 und 2 für die Europawahlen stehen. Beide haben die Vorwürfe bestritten. Bystron sprach in Bezug auf die Abschaltung von „voiceofeurope.com“ von einem Angriff auf die Pressefreiheit.
Zuerst waren die Informationen auf der tschechischen Nachrichtenseite „Denik N“ erschienen, dann vom SPIEGEL aufgegriffen wurden und nun wurde der Druck auf Bystron erhöht, denn es heißt, der Geheimdienst habe ihn abgehört und es läge als Beweismittel eine Audiodatei vor. Wie ist „Denik N“ an die Informationen gekommen? Waren es eigene Recherchen oder wurden sie durchgestochen? So oder so kann wohl kaum ein Medium brisante Informationen inländischer Geheimdienste veröffentlichen ohne deren Wohlwollen. Es handelt sich wohl um eine orchestrierte Aktion, im Prinzip genau dasselbe, was man Russland und den beiden AfD-Politikern vorwirft – hier aber natürlich vom Recht gedeckt, schließlich geht es ja gegen rechts…
Und was macht die AfD-Spitze, die schon kürzlich nach den „Enthüllungen“ über das „Geheimtreffen“ zur „Remigration“ in der Potsdamer Villa Adlon ins Schwimmen kam? Sie rückt schrittweise ab und verlangt Aufklärung, jeder weiß, was das bedeutet. Zu Merkels Zeiten drückte man nicht mehr haltbaren Weggefährten „das vollste Vertrauen“ aus, um sie dann wenig später abzuservieren. Dieses Schicksal scheint auch Petr Bystron zu drohen. Maximilian Krah sieht sich offenbar selbst nicht gefährdet, denn er sagte gegenüber der WELT: „Petr Bystron sollte bis zur Klärung der im Raum stehenden Vorwürfe keine Wahlkampfauftritte absolvieren.“ Das ist starker Tobak, aber Politik war immer schon ein schmutziges Geschäft, bei dem es dazugehört, den engsten Vertrauten und langjährigen Parteifreunden in den Rücken zu fallen, um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Charakter und Rückgrat stehen dabei nur im Weg. Wenn Weidel und Chrupalla Bystron fallen lassen, nimmt das ein wenig den Druck, doch der nächste Streich wird nicht lange auf sich warten lassen.
Die andere Frage ist, ob an den Vorwürfen etwas dran ist und welche Straftatbestände dann in Betracht kämen. Die Staatsanwaltschaft soll im Fall Bystron bereits „vorermitteln“, was im Klartext heißt, dass man nicht genug in der Hand hat. Das kann sich ändern, wir werden sehen. Bis dahin ist nur eines sicher: Eine der beiden Seiten sagt auf jeden Fall die Unwahrheit!
Kommentare
11 Antworten zu „Voice of Europe: Wird Bystron geopfert?“