AfD-Spitze macht sich unglaubwürdig

Die Beweislage gegen die Spitzenkandidaten Krah und Bystron ist teils sehr dünn. Der Zeitpunkt der „Enthüllungen“ ist nicht zufällig gewählt worden, denn die Haltung beider Politiker zu Russland und im Fall Krah auch noch zu China sind seit langem bekannt. Wenn eine Partei gegen Lobbyismus wettert, wie es die AfD macht, kann man nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen und auf von der Leyen, Spahn, Lauterbach oder Strack-Zimmermann verweisen, denen völlig zu Recht vorgeworfen wird, andere Interessen zu vertreten, als die des deutschen Volkes.

Im Fall Bystron, der zuerst in die Kritik geraten ist, liegen keine wesentlichen neuen Erkenntnisse vor. Audiomitschnitte und auch Videoaufnahmen eines ausländischen Geheimdienstes sind keine glaubwürdigen Quellen, außerdem wurden sie der Öffentlichkeit oder Fachjournalisten bislang vorenthalten. Bystron ist gut beraten, sich nicht weiter zur Sache zu äußern. Die Summe, um die es angeblich gehen soll, beträgt 20.000 Euro in bar. Solange keine Zahlungen eindeutig belegt werden können, was aufgrund des geringen Betrages schwierig ist, muss niemand handeln. Ausgerechnet Maximilian Krah aber hatte sich gleich zu Beginn der Affäre geäußert und Bystron „empfohlen“, auf Wahlkampfauftritte zu verzichten, bis die Sache geklärt sei. Nun hat er im Zuge der Spionageaffäre für sich selbst die empfohlenen Konsequenzen gezogen. Zurücktreten oder gar auf sein Mandat verzichten will er aber nicht. Er werde seinen Mitarbeiter entlassen, wenn sich der Verdacht erhärte, mehr nicht. Das ist mindestens genauso dürftig, wie die Beweislage gegen Krah.

Krah kennt den verhafteten Mitarbeiter schon sehr lange, er hat seine China-Kontakte und Reisen organisiert, es existiert ein ganzes Netzwerk, um die „Neue Seidenstraße“ zu verwirklichen, für die sich Krah immer wieder stark macht. Die Vorwürfe, er sei ein Lobbyist, sind nicht neu, innerhalb der AfD ist er deshalb schon lange umstritten. Dennoch konnte er im Bundesvorstand landen und löste mit Platz 1 erneut das Ticket ins Europaparlament. Durch wen würde er ersetzt werden, wenn er geht? Einen Transatlantiker? Das steht zu befürchten und wird wohl auch Ziel der Kampagne gegen die AfD sein. Es gibt eine Handvoll Anwärter, die nur darauf warten, dass Krah den Hut nehmen muss. Das ist schäbig, ändert aber nichts daran, dass die AfD sich mit der Aufstellung ihrer Liste zur Europawahl vollkommen unglaubwürdig gemacht hat. Wer es besser machen will, als die anderen, muss an sich selbst andere Maßstäbe anlegen. Geschönte Lebensläufe bei zwei Kandidaten und nun die unschöne Spionageaffäre um den Lobbyisten Krah, der an seiner Kandidatur festhält, statt wie der Ehrenmann zu handeln, der er vorgibt zu sein. Und das hieße, zurücktreten, um Schaden von der Partei abzuwenden.

Die AfD rückt nun teilweise von ihm ab, will ihn aus dem Wahlkampf heraushalten, aber das reicht nicht. Nur weil die Stammwähler keine Alternative haben, heißt das nicht, dass man sich genauso verhalten kann, wie die Altparteien.

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