Zwei Rentenbeitragszahler müssen einen einzigen für sie anonymen Rentner finanzieren. Das soll so nicht bleiben. Zahler und Empfänger müssen sich endlich kennenlernen.
Den Antragstellern wurde angeraten, die Eingabe sozial zu begründen. Muster nachfolgend.
Sehr geehrte Deutsche Rentenversicherung,
wir sind Kevin und Bärbel Kühnherd aus Köln-Nippes, beide Mitte 40, beide voll berufstätig, zwei Kinder, Hund, Reihenhaus mit viel zu hoher Hypothek. Jeden Monat geht auch ein ordentlicher Batzen unseres Nettos an Ihre Rentenversicherung. Ob wir unser Geld wieder sehen, daran glauben wir ganz fest. Glauben geht immer.
Und irgendwo da draußen lebt er: Fritz Maibach, 69 Jahre alt. So haben wir unseren ganz persönlichen Rentner schon mal in Gedanken genannt. Es fühlt sich schon ganz gut an. Denn was uns bewegt, ist dieser einfache Gedanke: Bei 40 Millionen Beitragszahlern und 20 Millionen Rentnern sind wir für einen einzigen Rentner verantwortlich. Unser lieber Fritz Maibach wird von uns beiden finanziert. Wie es ihm gesundheitlich wohl geht? Wir wissen nichts, wegen Datenschutz und so.
Das ist die Krux an der Geschichte. Wir kennen ihn nicht. Und er kennt uns nicht. Könnte aber auch eine Erna Schmitz sein, die alleine zu Hause Socken strickt und nicht weiß für wen.
Deshalb unser Vorschlag an Sie liebe Rentenversicherung:
Stellen Sie einfach den Kontakt her, regional passend. Die Daten haben Sie ja. Wir wohnen in Köln-Nippes, also hätten wir gern einen Rentner aus Nippes, höchstens Ehrenfeld oder Bickendorf. Wir schrieben ihm dann einen netten Brief:
„Lieber Herr Maibach,
wir sind Kevin und Bärbel Kühnherd, deine beiden Beitragszahler. Wir würden dich gern mal auf einen Kaffee einladen. Wenn wird schon finanziell so sehr verbunden sind, dann sollte man sich auch kennen. Meinst Du nicht auch?“
Fritz Maibach sitzt sonst allein in seiner Wohnung und denkt, alle Jungen hassen ihn. Und plötzlich klingeln wir und sagen: „Hallo Fritze, danke, dass es dich gibt. Ohne dich würde das ganze System ja gar nicht funktionieren.“ Unsere Bekanntschaft ist viel mehr wert als die lächerlichen 3,73 % Rentenerhöhung nächstes Jahr.
Und wir hätten auch was davon: Fritz könnte samstags die Kinder hüten, während wir Überstunden kloppen. Weil er sich freut, endlich wieder gebraucht zu werden. Und wenn er nett ist, kommt er Weihnachten mit dazu. Mal im Ernst: Warum eigentlich nicht? Ein Klick und aus der kalten Rente wird echte Nachbarschaft. Fritz ist nicht mehr unsichtbar, wir nicht mehr nur blöde Zahlesel. Vielleicht wird ja sogar was draus. Vielleicht auch nicht. Aber wenigstens wissen wir dann alle, dass wir letzten Endes doch eine Volksgemeinschaft sind. Die Einsamkeit im Alter würde durch neue Bekanntschaften abgelöst. Win-Win sagt man heute dazu.
Also liebe Rentenversicherung: Macht endlich mal was Sinnvolles.
Schickt uns Fritz Maibach oder die Erna Schmitz. Wir sind bereit.
Mit freundlichen Grüßen
Kevin & Bärbel Kühnherd
50733 Köln-Nippes
