BKA: Drastischer Anstieg bei Kindesmissbrauch

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Das Bundeskriminalamt (BKA) hat einen signifikanten Anstieg der Fallzahlen bei Sexualdelikten gegen Kinder und Jugendliche verzeichnet. Das Bundeslagebild 2023 zeigt insbesondere eine Zunahme beim sexuellen Missbrauch von Minderjährigen sowie bei der Herstellung, Verbreitung, dem Erwerb und Besitz kinder- und jugendpornografischer Inhalte.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser betont, dass täglich in Deutschland 54 Kinder und Jugendliche Opfer sexuellen Missbrauchs werden, wobei die meisten Täter aus dem nahen Umfeld der Opfer stammen. Sie fordert eine Pflicht zur Speicherung von IP-Adressen, um Täter zu identifizieren und Kinder zu schützen.

BKA-Vizepräsidentin Martina Link erklärt, dass das BKA die Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder priorisiert und seine Auswerte- und Ermittlungsfähigkeiten verstärkt hat, um Täter schneller und effektiver zu identifizieren.

Kerstin Claus, die Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, weist auf die Notwendigkeit hin, Schutzstandards für den digitalen Raum zu entwickeln und umzusetzen, da Kinder und Jugendliche zunehmend nicht zwischen Offline- und Online-Welt unterscheiden.

Im Jahr 2023 registrierten die Strafverfolgungsbehörden 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern, ein Anstieg von 5,5 Prozent gegenüber 2022 und etwa 20 Prozent seit 2019. Zudem wurden 18.497 Kinder unter 14 Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs, eine Steigerung um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auffällig ist der hohe Anteil tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher mit etwa 30 Prozent.

Bei Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren verzeichnete die Polizei 1.200 Fälle sexuellen Missbrauchs, ein Anstieg von 5,7 Prozent gegenüber 2022. 1.277 Jugendliche wurden Opfer, ebenfalls ein Anstieg von 5,5 Prozent. In über der Hälfte der Fälle bestand eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter. Drei Viertel der Opfer sind weiblich.

Die Fälle von Herstellung, Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte stiegen auf 45.191 Fälle im Jahr 2023, ein Plus von 7,4 Prozent. Seit 2019 haben sich die Fallzahlen mehr als verdreifacht. Besonders stark ist der Anstieg bei jugendpornografischen Inhalten, die um etwa 31 Prozent auf 8.851 Fälle zugenommen haben. Viele Tatverdächtige sind selbst minderjährig.

Die Strafrechtsreform 2021 betont die Rolle des Internets als Tatmittel und Tatort, wodurch neue Straftatbestände wie „Cybergrooming“ und „Live Distance Child Abuse“ geschaffen wurden. Cybergrooming beschreibt das Anbahnen von Kontakten zu potenziellen Opfern über das Internet, während bei „Live Distance Child Abuse“ Missbrauchshandlungen live übertragen werden.

Das Lagebild basiert auf Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und Ergebnissen verschiedener Forschungsprojekte und bietet detaillierte Informationen zu den verschiedenen Phänomenbereichen.


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