Kaum aus dem Amt, schon auf der anderen Seite des Tisches: Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner soll laut LobbyControl künftig als „Senior Advisor“ beim US-Beratungsriesen Teneo anheuern – einem Unternehmen, das in Deutschland aktiv Lobbyarbeit für Finanzkonzerne wie Trade Republic und UniCredit betreibt.
Dass der einstige FDP-Chef und selbsternannte Hüter der Marktwirtschaft nun ins Lager der Finanzlobby wechselt, hat einen schalen Beigeschmack. Kritiker bemängeln, dass hier die Grenze zwischen öffentlichem Amt und privater Einflussnahme weiter verwischt werde. Selbst wenn Lindner offiziell „nicht direkt in die Lobbyarbeit involviert“ sei, bleibt die Frage: Wer glaubt ernsthaft, dass ein Ex-Minister seine Kontakte und sein Insiderwissen einfach ablegt wie einen alten Anzug?
LobbyControl fordert eine deutliche Verschärfung der sogenannten „Abkühlphase“ – bisher nur 18 Monate –, in der ehemalige Regierungsmitglieder keine Tätigkeiten mit Interessenkonflikt aufnehmen dürfen. Im Fall Lindner könnte diese Zeitspanne kaum kürzer sein: Kaum ist der Posten im Finanzministerium geräumt, lockt der private Profit.
Ein weiterer Beweis dafür, dass sich die politische Elite längst in einem goldenen Karussell aus Posten, Beraterverträgen und Konzernnähe dreht – und der Bürger mal wieder zuschauen darf.
