Arbeitsministerium streicht 123.000 Sicherheitsbeauftragte – TÜV warnt vor gefährlichem Billig-Arbeitsschutz

Die Bundesregierung plant den nächsten großen Kahlschlag im Arbeitsschutz – und verkauft das Ganze als „Bürokratieabbau“. Das Arbeitsministerium will rund 123.000 ehrenamtliche Sicherheitsbeauftragte in kleinen und mittelständischen Betrieben abschaffen oder drastisch reduzieren. Was wie ein technischer Eingriff klingt, trifft ausgerechnet diejenigen, die jeden Tag in Werkstätten, Lagern oder Produktionshallen dafür sorgen, dass Beschäftigte abends gesund nach Hause kommen.

Der TÜV-Verband warnt deutlich: Wer die Sicherheitsbeauftragten streicht, riskiert steigende Unfallzahlen und eine Schwächung der gesamten Präventionskultur. Seit 1970 sind tödliche Arbeitsunfälle um über 80 Prozent zurückgegangen – ein historischer Erfolg, der ohne diese ehrenamtlichen „stillen Helden“ kaum möglich gewesen wäre. Doch im BMAS rechnet man offenbar nur in Euro: 135 Millionen Einsparpotenzial pro Jahr, während die Folgekosten von Unfällen niemand beziffern will.

Besonders absurd: Gerade kleinere Betriebe verfügen oft weder über eigene Arbeitsschutzexperten noch über Betriebsärzte. Dort sind Sicherheitsbeauftragte das direkte Bindeglied zwischen Belegschaft und Chefetage. Sie erkennen Risiken, bevor etwas passiert – und kosten dem Staat keinen Cent, weil ihre Schulungen von den Unfallversicherungen getragen werden.

Statt durchdachtem Bürokratieabbau setzt das Ministerium auf die Brechstange. Nur noch eine einzige Sicherheitsbeauftragte Person für Betriebe bis 250 Mitarbeiter – unabhängig von Gefahrenlage oder Betriebsgröße. Wer im Berufsalltag weiß, was in einem Metallbetrieb, einem Logistikzentrum oder auf einer Baustelle los ist, erkennt sofort, wie weltfremd diese Vorgabe ist.

Der TÜV-Verband fordert daher das Offensichtliche: Stabilen Arbeitsschutz statt Sparen am falschen Ende. Denn Sicherheit ist keine lästige Pflicht, sondern eine Investition in gesunde Beschäftigte und funktionierende Betriebe. Doch in Berlin scheint man inzwischen lieber Risiken zu verwalten, statt sie zu vermeiden.

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