Von Werner Olles.
Eine „fatale moralische Selbsterhöhung“ sieht CATO-Chefredakteur Ingo Langner in den jüngsten westdeutschen „Demonstrationen gegen rechts“ und erinnert an den antikommunistischen Berliner Verleger Axel Springer, der von den linksradikalen Achtundsechzigern zum Feind schlechthin erklärt wurde und bis zu seinem Tod von Personenschützern vor den Angriffen von Linksterroristen bewacht werden mußte. Dessen ungeachtet meinte Günter Grass den russischen Dissidenten Alexander Solschenizyn vor Springer warnen zu müssen und nannte diesen gar einen „Geistesverwandten Stalins“. Solschenizyns gelassene Antwort lautete: „Ich bin fest davon überzeugt, daß Springer nicht 40 Millionen Menschen im Archipel Gulag ermordet hat.“ Die Warnung des deutschen Literaten bezeichnet Langner als „die durch nichts gedeckte moralische Selbsterhöhung, die Linken eignet.“ Auch das „Schwarzbuch des Kommunismus“ des französischen Historikers Stéphane Courtois, das die Ermordung von rund 100 Millionen Menschen dokumentiere, habe bis zum heutigen Tag an der Verehrung des linken Lagers für bolschewistische Massenmörder wie Lenin und Mao nichts geändert. Der Feind stehe dort für immer und ewig rechts, und rechts sei im besten Deutschland, das es je gab, jeder, der nicht links stehe. Bereits 1980 habe Golo Mann der Zeit-Mitherausgeberin Marion Gräfin Dönhoff geschrieben, daß er „bei der deutschen Intelligentsia, die ja nun zu neuen Zehntelnlinksliberal bis ultralinks ist, nur noch als greiser Idiot gelte.“
Im Interview mit dem ehemaligen Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann erklärt seine Sicht über die nationale und internationale politisch, mediale und kulturelle Lage nach dem Hamas-Attentat am 7.Oktober. Kann man Dieckmanns Thesen hinsichtlich der deutschen Zahlungen an Palästina noch uneingeschränkt zustimmen, so ist seine Reaktion auf die 2015 von Bild initiierte „Refugees Welcome“-Kampagne und der Aufnahme von hunderttausenden Asylanten, unter denen mit Sicherheit nicht wenige Antisemiten waren, doch recht widersprüchlich und unbefriedigend. Weitaus überzeugender ist Artur Abramovychs Essay „Haß auf das Eigene“, in dem der Autor darlegt, daß man angesichts ihrer krassen Überrepräsentation auf dem deutschen Buchmarkt zu dem Fehlschluß kommen könne, es gäbe überhaupt nur linke Schriftsteller in Israel. Tatsächlich würden jedoch rechte Autoren hierzulande erst gar nicht übersetzt. Israels linke Kulturelite inszeniere sich als „mutig“, „unbequem“ und „engagiert“, würden mit deutschen Literaturpreisen überhäuft, erhielten jedoch im Ausland mehr Anerkennung als in Israel, da sie keine Gelegenheit ausließen, gegen das eigene Land den Vorwurf des „Extremismus“ und der „Apartheid“ zu erheben, und die israelische Armee denunzierten, während der Gegner permanent verharmlost werde.
In seinem „Brief aus Warschau“ analysiert David Engels den linksliberalen Umbau der polnischen Gesellschaft seit dem Machtantritt der Regierung von Donald Tusk: Entchristlichung von Schulen und Institutionen, Inhaftierung von ehemaligen Ministern, präsidiale Amnestien, Besetzung und Abschaltung der öffentlich-rechtlichen Medien. Löschung mißliebiger Dokus, Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, Verstärkung des juristischen Zugriffsrechts der EU, Unterzeichnung des europäischen „Asylkompromiß“, Komplettreform des Schulprogramms etc. Aus Berlin, Brüssel und selbst aus Paris sei hämisches Lob zu vernehmen, alle Reformen, die die Gesellschaft nach links rücken ließen, seien ideologisch erwünscht und würden entsprechen legitimiert, während alles, was die Gegenrichtung fördere, als Angriff auf Demokratie und Menschenwürde gelte. Engels sieht „die Vollziehung einer einzigartigen politischen Gleichschaltung.“
Weitere Beiträge befassen sich mit der „fälligen Aufarbeitung der palästinensischen Vergangenheit“ (Siegfried Gerlich), der „Anatomie des Terrors“ (Alex Baur), „Staatsraison und Elitenkonsens“ (Ulrich Vosgerau), der „Magie des Goldes“ (Bruno Bandulet) und dem „Ewigen Zankapfel historischer Rekonstruktionsprojekte“ (Jonathan Danubio).
Kontakt: CATO Verlag. Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Einzelheft 17 Euro, Jahresabo 90 Euro.
Kommentare
Eine Antwort zu „Zeitschriftenkritik: CATO“
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